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FRAUENREISE INDIEN „TEMPEL, HOLI, AYURVEDA“

FRAUENREISE INDIEN "TEMPEL, HOLI, AYURVEDA"

Ein gastbeitrag von Michaela von vivamundo Reisen
In der größten Moschee Indiens, der Jama Masjid in Delhi, die Platz für bis zu 20.000 Gläubige bietet, werden wir sofort von jungen Mädchen angesprochen, die ganz ohne Berührungsängste gern mit uns für ein Selfie posieren möchten, und das nicht nur einmal – wir fühlen uns fast wie Models oder Celebrities und genießen diese erste unbeschwerte Kontaktaufnahme, die uns noch ganz oft begegnen und für viele amüsante Momente sorgen wird.

Im wunderschönen Sikhtempel „Gurudwara Bangla Sahib“ werden wir genauso liebevoll empfangen. Wir lauschen ergriffen den Gebeten und werden ganz ruhig – bis wir die riesige Küche betreten, in der täglich bis zu 8000 Mahlzeiten zubereitet und kostenlos an Besucher und Pilger verteilt werden. Gern fassen wir mit an und versuchen uns an den Chapattis, schauen fasziniert den Köchen an den riesigen Suppentöpfen zu und genießen das kulturelle Miteinander, bei dem der Spaß nicht zu kurz kommt, besonders wenn wir versuchen, die Teigbällchen aufzufangen, die geschickte Finger uns zuwerfen um sie zu verarbeiten.

Der Besuch am Stufenbrunnen und am Qutab Minar sind beeindruckend – und schon geht die Reise weiter nach Agra, wo uns zunächst das mächtige Rote Fort erwartet. Eine weitere wunderbare Begegnung haben wir in einem kleinen Dorf in der Nähe von Agra. Hier werden junge Mädchen unterstützt, einen Beruf zu lernen oder eine Tätigkeit auszuüben, mit der sie ihren Lebensunterhalt selbst sichern können – und so sitzen wir gern bei Sonali, Asha und Gita, die hingebungsvoll und geduldig – und sehr scheu – unsere Hände wunderbar mit Henna bemalen.
Und dann, am nächsten Morgen, pünktlich zum Sonnenaufgang, ist es endlich soweit: wir besuchen das Taj Mahal, Sinnbild ewiger Liebe. Für einige von uns erfüllt sich hier ein Lebenstraum und der Sonnenaufgang am Taj ist ein wahrer Gänsehautmoment…..

Eigentlich ist das Taj Mahal ein Mausoleum; der muslimische Großmogul Shah Jahan ließ das Bauwerk zum Gedenken an seine bei der Geburt des 14. Kindes verstorbene Ehefrau Mumtaz Mahal erbauen, die er über alles liebte. Die Bauzeit betrug über 17 Jahre, Shah Jahan beschäftigte über 20000 Handwerker und Künstler und die Materialien wurden mit über 1000 Elefanten aus Indien und ganz Asien herbeigeschafft….unglaublich…Heute ist das Taj Mahal ein beliebtes Ziel frisch verheirateter indischer Ehepaare, die glauben, dass der Besuch die Liebe stärkt und dauern lässt. 
 
Niemanden lässt der Anblick des Bauwerks kalt und grade der Besuch im Sonnenaufgang hat einen besonderen Zauber inne.
 

Bevor wir Agra verlassen besuchen wir noch einen Kunsthandwerker, der, über 80 Jahre alt, immer noch wunderbare Stickereien herstellt und das Taj als gesticktes Bild verewigt hat. Viele Monate hat die akribische Arbeit gedauert und große Summen wurden ihm dafür schon geboten, doch das Taj bleibt unverkäuflich.

 

Auf dem Weg zu unserem nächsten Abenteuer halten wir an der „Geisterstadt“ Fatehpur Sikri, die nur wenige Jahre bewohnt wurde und wegen Wassermangels wieder verlassen wurde. 

Und dann sind wir da: im Ranthambore Nationalpark! Über 280 km² groß und bekannt für seine große Population an bengalischen Tigern, die hier wenig scheu sind und oft gesichtet werden können.
 
Allein die Fahrten im Canter, einer Art offenem Lastwagen, durch den erwachenden Park im Sonnenaufgang und wieder zum Sonnenuntergang, sind ein Erlebnis und wir sehen Hirsche, Wildschweine, einen Schakal, Eulen, Antilopen, Krokodile, Unmengen an Vögeln….nur ein Tiger bleibt uns diesmal verwehrt….obwohl ihn unsere Gäste auf den letzten Indienreisen fast immer gesehen haben….aber das macht nichts, denn die Landschaft mit ihren Seen, ihrer Festung, den Hügeln und Felsen hat etwas Paradiesisches….
Noch einmal führt uns unsere Reise weiter – nach Jaipur, der „Pink City“ – so genannt, weil die Altstadt 1876 anlässlich des Besuches von Kronprinz Eduard, des Prinzen von Wales, komplett neu in pink gestrichen wurde – denn rosarot ist die traditionelle Farbe der Gastfreundschaft in Rajasthan.
 

Natürlich freuen wir uns auf den prächtigen City Palast, das Observatorium und das nahe gelegene Amber Fort.
Noch mehr freuen wir uns aber über den Abend bei Freunden, mit denen wir „Holika-Dahan“ feiern, den Vorabend des bunten Holifestes, bei dem eine Nachbildung der Dämonin Holika aus Stroh und Dung auf Scheiterhaufen symbolisch verbrannt wird und den Sieg des Guten über das Böse darstellen soll.
Unsere Gastgeberinnen kleiden uns in farbenprächtige Saris (was gar nicht so einfach ist), bevor wir gemeinsam auf die Straße gehen um der Zeremonie beizuwohnen. Anschließend sind wir zum Abendessen eingeladen und freuen uns über den regen Austausch, Hochglanz-Hochzeitsalben werden herausgeholt und wir bewundern die Bilder der mehrtägigen Feiern. Eine andere, und sehr interessante Welt. Und wie es in Indien so üblich ist, verabschieden wir uns gleich nach dem Abendessen.

Wham – schon bin ich rot im Gesicht! Ein Teenager hat mich gleich als Touristin ausgemacht und freut sich diebisch, mir die erste Farbe zu verpassen – heute ist Holi, das ausgelassene Fest der Farben, das wir mitten unter den Einheimischen im Krishnatempel in Jaipur feiern – und wie! Es dauert keine 5 Minuten und unsere ehemals weiße Kleidung ist rot, gelb, grün, pink – wildfremde Menschen kommen mit Farbbeuteln auf uns zu und schmieren uns Farbe ins Gesicht und in die Haare, es gibt keinen Unterschied zwischen Einheimischen und Touristen, zwischen Männern und Frauen, alt und jung – jeder ist ausgelassen, jeder ist fröhlich und jeder, wirklich jeder, ist nach wenigen Augenblicken bunt.
Die Luft ist voller Farbstaub, Musik ertönt laut und lauter, von überall werden wir gegrüßt mit „Happy Holi“, mit Farben beworfen und gern auch mal mit Wasserpistolen mit buntem Wasser besprengt. Trotzdem merkt man, dass Holi auch ein religiöses Fest ist, das Bemalen mit Farben ist gleichzeitig ein Segen, oft werden die Farben am Altar geweiht, es geht um Liebe, Frühlingserwachen, Erneuerung und den Sieg des Guten über das Böse. 

In regelmäßigen Abständen werden die Rufe und die Musik noch lauter, die Priester segnen die Menschen mit Weihwasser und eine Runde um das Innerste des Tempels beginnt – und wir sind mittendrin. Es geht weiter und weiter und wir werden nicht müde, mitten im Geschehen zu sein…..
Irgendwann ist aber auch dieser Tag zu Ende, unter der Dusche schmunzelt wohl jede von uns noch einmal vor sich hin, denn die Farben sind dann doch ein wenig hartnäckiger und werden uns noch einige Zeit an diesen herrlichen Tag erinnern.

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