FRAUENREISE INDIEN "TEMPEL, HOLI, AYURVEDA"
Ein gastbeitrag von Michaela von vivamundo Reisen
Im wunderschönen Sikhtempel „Gurudwara Bangla Sahib“ werden wir genauso liebevoll empfangen. Wir lauschen ergriffen den Gebeten und werden ganz ruhig – bis wir die riesige Küche betreten, in der täglich bis zu 8000 Mahlzeiten zubereitet und kostenlos an Besucher und Pilger verteilt werden. Gern fassen wir mit an und versuchen uns an den Chapattis, schauen fasziniert den Köchen an den riesigen Suppentöpfen zu und genießen das kulturelle Miteinander, bei dem der Spaß nicht zu kurz kommt, besonders wenn wir versuchen, die Teigbällchen aufzufangen, die geschickte Finger uns zuwerfen um sie zu verarbeiten.
Der Besuch am Stufenbrunnen und am Qutab Minar sind beeindruckend – und schon geht die Reise weiter nach Agra, wo uns zunächst das mächtige Rote Fort erwartet. Eine weitere wunderbare Begegnung haben wir in einem kleinen Dorf in der Nähe von Agra. Hier werden junge Mädchen unterstützt, einen Beruf zu lernen oder eine Tätigkeit auszuüben, mit der sie ihren Lebensunterhalt selbst sichern können – und so sitzen wir gern bei Sonali, Asha und Gita, die hingebungsvoll und geduldig – und sehr scheu – unsere Hände wunderbar mit Henna bemalen.
Und dann, am nächsten Morgen, pünktlich zum Sonnenaufgang, ist es endlich soweit: wir besuchen das Taj Mahal, Sinnbild ewiger Liebe. Für einige von uns erfüllt sich hier ein Lebenstraum und der Sonnenaufgang am Taj ist ein wahrer Gänsehautmoment…..
Bevor wir Agra verlassen besuchen wir noch einen Kunsthandwerker, der, über 80 Jahre alt, immer noch wunderbare Stickereien herstellt und das Taj als gesticktes Bild verewigt hat. Viele Monate hat die akribische Arbeit gedauert und große Summen wurden ihm dafür schon geboten, doch das Taj bleibt unverkäuflich.
Auf dem Weg zu unserem nächsten Abenteuer halten wir an der „Geisterstadt“ Fatehpur Sikri, die nur wenige Jahre bewohnt wurde und wegen Wassermangels wieder verlassen wurde.
Natürlich freuen wir uns auf den prächtigen City Palast, das Observatorium und das nahe gelegene Amber Fort.
Noch mehr freuen wir uns aber über den Abend bei Freunden, mit denen wir „Holika-Dahan“ feiern, den Vorabend des bunten Holifestes, bei dem eine Nachbildung der Dämonin Holika aus Stroh und Dung auf Scheiterhaufen symbolisch verbrannt wird und den Sieg des Guten über das Böse darstellen soll.
Unsere Gastgeberinnen kleiden uns in farbenprächtige Saris (was gar nicht so einfach ist), bevor wir gemeinsam auf die Straße gehen um der Zeremonie beizuwohnen. Anschließend sind wir zum Abendessen eingeladen und freuen uns über den regen Austausch, Hochglanz-Hochzeitsalben werden herausgeholt und wir bewundern die Bilder der mehrtägigen Feiern. Eine andere, und sehr interessante Welt. Und wie es in Indien so üblich ist, verabschieden wir uns gleich nach dem Abendessen.
Wham – schon bin ich rot im Gesicht! Ein Teenager hat mich gleich als Touristin ausgemacht und freut sich diebisch, mir die erste Farbe zu verpassen – heute ist Holi, das ausgelassene Fest der Farben, das wir mitten unter den Einheimischen im Krishnatempel in Jaipur feiern – und wie! Es dauert keine 5 Minuten und unsere ehemals weiße Kleidung ist rot, gelb, grün, pink – wildfremde Menschen kommen mit Farbbeuteln auf uns zu und schmieren uns Farbe ins Gesicht und in die Haare, es gibt keinen Unterschied zwischen Einheimischen und Touristen, zwischen Männern und Frauen, alt und jung – jeder ist ausgelassen, jeder ist fröhlich und jeder, wirklich jeder, ist nach wenigen Augenblicken bunt.
Die Luft ist voller Farbstaub, Musik ertönt laut und lauter, von überall werden wir gegrüßt mit „Happy Holi“, mit Farben beworfen und gern auch mal mit Wasserpistolen mit buntem Wasser besprengt. Trotzdem merkt man, dass Holi auch ein religiöses Fest ist, das Bemalen mit Farben ist gleichzeitig ein Segen, oft werden die Farben am Altar geweiht, es geht um Liebe, Frühlingserwachen, Erneuerung und den Sieg des Guten über das Böse.
In regelmäßigen Abständen werden die Rufe und die Musik noch lauter, die Priester segnen die Menschen mit Weihwasser und eine Runde um das Innerste des Tempels beginnt – und wir sind mittendrin. Es geht weiter und weiter und wir werden nicht müde, mitten im Geschehen zu sein…..
Irgendwann ist aber auch dieser Tag zu Ende, unter der Dusche schmunzelt wohl jede von uns noch einmal vor sich hin, denn die Farben sind dann doch ein wenig hartnäckiger und werden uns noch einige Zeit an diesen herrlichen Tag erinnern.